Die Familie

Wie eine Leserin dieses Blogs in ihrem Kommentar feststellte, gibt es in Hamburg eine „Tornquist-Straße“. Tatsächlich hat diese unmittelbar mit der Familie von Ellen Tornquist zu tun. Ihr Großvater, Alexander Bentalon Tornquist, benannte die Straße – nach sich selbst. Tornquist war ein bedeutender Immobilienbauer und besaß erheblichen Grundbesitz in Hamburg. Von ihm angelegte Straßen benannte er nicht nur nach sich (auch die Alexanderstraße geht auf ihn zurück), sondern auch nach seinen Kindern Emilie, Henriette, Max und Otto. Alle diese Straßen kreuzten Tornquists Grundstücke.

Familie_Ellen_Tornquist_1897
Anlässlich der Hochzeit von Alexander Tornquist und Elisabeth geb. Henze (beide ganz links) 1897 aufgenommen; in der Mitte Vater Alexander Heinrich Tornquist; rechts Ellen Tornquist flankiert von den Brauteltern Amalie und Robert Henze

Alexander Bentalon Tornquists Geschäftspartner war Harry Fett. Dessen Tochter Minna Matilde heiratete 1867 einen Sohn von Tornquist, der ebenfalls Alexander hieß und Kaufmann war. Alexander und Minna hatten gemeinsam zwei Kinder: noch einen Alexander und Ellen. Zu ihrem Bruder, von ihr „Lex“ genannt, hatte Ellen Tornquist zeit ihres Lebens ein inniges Verhältnis. Dieser arbeitete als Professor der Geologie und Paläontologie erst in Straßburg, dann in Königsberg und schließlich in Graz. An all diesen Orten besuchte sie ihn häufig und für lange Aufenthalte. In Graz, in der Villa, die Alexander Tornquist dort in der Gabriel Seidel-Gasse besaß, kamen beide, zusammen mit Tornquists Frau Anna Elisabeth geb. Henze, bei einem schweren Bombenangriff am 1. November 1944 ums Leben. Die Villa wurde völlig zerstört und mit ihr sicherlich auch Werke und Lebensdokumente von Ellen Tornquist. Das ist einer der Gründe, warum die Künstlerin nach dem II. Weltkrieg in Vergessenheit geriet.

Die Familie mit Geschenken unterm dem Weihnachtsbaum
Ellen Tornquist (ganz links) verbrachte Weihnachten regelmäßig bei der Familie ihres Bruders Alexander Tornquist

Ellen Tornquist stammte also ursprünglich aus einer wohlhabenden Familie. Doch ihre Briefe zeugen davon, dass sie sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen musste oder wollte und immer wieder mit Geldsorgen zu kämpfen hatte. Sie malte nicht nur aus Leidenschaft oder zum Zeitvertreib, sondern verstand ihr künstlerisches Schaffen eindeutig als Beruf. Wie sie diesen zu einer Zeit erlernte, als Frauen zum Kunststudium nur sehr bedingt zugelassen waren, davon erzähle ich das nächste Mal.

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