Das Euregio-Museumsjahr 2021 widmete sich dem Thema “Transport-Transit-Mobilität”. In unserem Projektantrag schrieben wir damals: Das Projekt „Der äthiopische Mantel“ thematisiert anhand eines singulären Objektes exemplarisch die räumliche Bewegung von Museumsdingen. (…) Objekte sind nicht so “unbeweglich”, wie sie scheinen.
Jetzt ist das Prachtgewand tatsächlich auf die Reise gegangen. Noch bis zum 15. März 2026 ist es in der Ausstellung “GERECHT? Geschichten über soziale Ungleichheiten” im Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck zu sehen. Gemeinsam mit anderen historischen Gegenständen aus Tirol, Südtirol und dem Trentino werden Geschichten über soziale Ungleichheiten, Krisenbewältigung und gesellschaftliche Veränderungen thematisiert. Die Ausstellung ist Teil des aktuellen Euregio-Museumsjahres 2025, das die Bauernkriege im Jahr 1525 zum Anlass nimmt, aktuelle Themen anzusprechen. Die Villa Freischütz ist auch wieder dabei – bald erzählen wir mehr dazu!

© Tiroler Landesmuseen, Foto: Maria Kirchner
Der Prachtumhang aus Äthiopien geht aber nicht nur reell auf die Reise, sondern immer wieder auch “virtuell”. Ariane Karbe und Hannes Obermair, die die Ausstellung “Der äthiopische Mantel” gemeinsam kuratierten, stellten das Projekt letztes Jahr auf der Tagung “Gerechte und faire Lösungen? Perspektiven im Umgang mit Unrechtskontexten” in Jena vor. Sie wurde vom Deutschen Optischen Museum veranstaltet. Der Tagungsband, der auch einen Beitrag zu unserem Projekt enthält, wird noch dieses Jahr erscheinen.
Nur einen Katzensprung von der Villa Freischütz entfernt, berichteten Ariane Karbe und Hannes Obermair im März diesen Jahres bei Kunst Meran von ihren Erfahrungen mit dem Thema Restitution. Die Konferenz “Wiedergutmachung und Rückgabe. Über die Umverteilungsfunktion von musealen Institutionen” nahm das Villa Freischütz-Projekt auf, um mit internationalen Gästen über die Verantwortung von Museen nachzudenken. Auf der Website hieß es: “Ausgehend von einem historischen Beispiel aus Südtirol – dem kostbaren äthiopischen Mantel aus der Kolonialzeit, den General Enea Navarini als ‘Kriegsbeute’ nach Meran brachte – beleuchtet die Konferenz die Voreingenommenheit musealer Erzählungen. Sie setzt sich für eine kulturelle Produktion ein, die interkulturelle Dynamik, Ausgleich und Wandel fördert und diesen Visionen sowohl diskursiv als auch materiell Ausdruck verleiht.” Der (englische) Beitrag kann hier angeschaut werden: Reparation and restitution. Hannes Obermair and Ariane Karbe.
Im Herbst geht es dann nach Salzburg. Gemeinsam mit Kolleg:innen der Universitäten Salzburg, Linz und Wien organisiert das Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck einen Workshop zum Thema “Österreich (post)kolonial. Spurensuche, Leerstellen, Forschungsperspektiven“. Im Team ist auch Markus Wurzer, den wir für unseren Podcast “DER ÄTHIOPISCHE MANTEL” interviewt haben. Alle Podcastfolgen sind übrigens HIER nachzuhören.
Wir sind gespannt, wohin uns die Reise noch führen wird. Im Zentrum unseres Projektes steht aber nach wir vor die Frage: wird der Mantel eines Tages nach Äthiopien zurückkehren?